Náměstí Jiřího z Poděbrad (Georg-von-Podiebrad-Platz)
Standort: náměstí Jiřího z Poděbrad (Georg-von-Podiebrad-Platz), südlicher Teil vor der Kirche am Rande der Rasenfläche
Das Stadtviertel Vinohrady (Weinberge) ist nach den mittelalterlichen Weingärten benannt, die sich an den südwestlichen Hängen hinter den Toren der Stadt oberhalb des Rossmarktes, des heutigen Wenzelsplatzes, erstreckten. Es liegt östlich der Neustadt (Nové Město), im Norden grenzt es an Žižkov, im Osten an Strašnice, im Süden an Vršovice und im Südwesten an Nusle. Unter der Bezeichnung Viničné Hory (Weinberge) handelte es sich ab dem Jahre 1788 um eine eigenständige Gemeinde, die im Jahre 1867 in Královské Vinohrady (Königliche Weinberge) umbenannt wurde. Bis zum Jahre 1875 umfasste sie auch das Gebiet von Žižkov. Damals war die Gemeinde in zwei Teile gegliedert, und zwar mit den Bezeichnungen Královské Vinohrady I. (Königliche Weinberge I.) (späteres Žižkov) und Královské Vinohrady II. (Königliche Weinberge II.), wobei letzterer nach dem Jahre 1877, als für Královské Vinohrady I. die Bezeichnung Žižkov angenommen worden war, die ursprüngliche Bezeichnung Královské Vinohrady erhielt und im Jahre 1879 in den Rang einer Stadt erhoben wurde. Diesen Status behielten die Königlichen Weinberge bis zum Jahre 1922, als die in das sog. Groß-Prag eingemeindet wurden. Bis zum Jahre 1949 waren sie ein eigenständiger Stadtbezirk des Stadtteils Prag XII, im Jahre 1949 wurden sie in zwei und ab dem Jahre 1960 sogar fünf Bezirke gegliedert, wobei ihr westlicher Teil zugleich das Zentrum des neuen Stadtteils Prag 2 wurde. Seit dem Jahre 1960 tragen sie lediglich den Namen Vinohrady (Weingärten).
Der Georg-von-Podiebrad-Platz (náměstí Jiřího z Poděbrad, ursprünglich Náměstí krále Jiřího/König-Georg-Platz) befindet sich im Viertel Vinohrady, in jenem Teil, der zum Stadtteil Prag 3 gehört. Er ist nach dem böhmischen König Jiří z Poděbrad (Georg von Podiebrad, 1420-1471) benannt. Seine Dominante ist die römisch-katholische Herz-Jesu-Pfarrkirche. Das sich entwickelnde Viertel Vinohrady (Weingärten) musste bereits zur Neige des 19. Jahrhunderts das Problem des Mangels sakraler Räumlichkeiten für die katholischen Gläubigen lösen, und zwar unmittelbar nach der Fertigstellung der ersten Pfarrkirche der hl. Ludmila (auf dem Platz des Friedens/náměstí Míru). Eine provisorische Lösung fand sich in der Nutzung der Kapelle des hl. Alois, die zum Ende des Jahres 1913 geweiht wurde, im neu errichteten Schulgebäude auf dem König-Gorg-Platz (náměstí krále Jiřího). Im Jahre 1919 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Aufgabenstellung neben der Kirche die urbanistische Gestaltung des Platzes war. Der Bau der Kirche wurde schließlich direkt an den slowenischen Architekten Josip Plečnik vergeben und unter Beteiligung seines Schülers und Freundes Otto Rothmayer realisiert. In den Jahren 1928-1932 entstand so der erste Sakralbau der selbstständigen, souveränen Tschechoslowakei. Der Architekt ließ sich durch die Wurzeln des Christentums, durch die urchristliche Liturgie und ihre Symbolik inspirieren, die er mit rein tschechischen Elementen unter Verweis auf die Zeit des Königs Karl IV. verband. Die Fassade mit den hervortretenden Steinen symbolisiert den königlichen Hermelin, die Kuppel auf dem Gipfel des Turms, der Apfel mit dem Kreuz, verweisen auf Jesus Christus als Herrscher. Im breiten, 42 Meter hohen Hauptturm, der mit einer einzigartigen Rampe ausgefüllt ist, befindet sich eine kreisrunde Turmuhr eines Durchmessers von 7,5 Metern, die größte in Tschechien. Der einschiffige Raum des Interieurs mit Wänden aus unverputzten Ziegeln, mit dekorierten goldenen Kreuzchen, wird durch die hölzerne Kassettendecke abgerundet. Die Dominante des Schiffes ist eine vergoldete Statue Jesu Christi aus Lindenholz, ein Werk von Damian Pešan. Den Schmuck der Fenster mit dem Motiv Herz Jesu entwarf Karel Svolinský. Im Souterrain der Kirche befindet sich die Krypta, zu deren Errichtung Plečnik das bei der Adaptierung des Areals der Prager Burg für den ersten tschechoslowakischen Präsidenten T. G. Masaryk entsorgte Mauerwerk verwendete. Im Jahre 2018 wurde in der Kirche der neue Altar ausgestellt. Nach einem Entwurf der Architekten Josef Pleskot und Norbert Schmidt wurde er durch den Bildhauer Petr Váňa aus einem Stück weißen Carrara-Marmors angefertigt und in der geometrischen Mitte des Bauwerks aufgestellt. Im Jahre 2010 wurde die Kirche zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, wobei ihre multinationale Nominierung für die Eintragung in das Verzeichnis des Welterbes der UNESCO erwogen wurde.
Ein weiteres, markantes Element des Platzes ist die Fontäne Vereintes Europa des Bildhauers Petr Šedivý sowie der mächtige Metro-Lüftungsschacht des gleichen Autors. Auf dem Platz befindet sich die Metrostation der Linie A namens Jiřího z Poděbrad. Die Metro wurde hier durch Ing. Belada bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts geplant. Auf der Südseite des Platzes in der Straße Vinohradská, im Hof des Hauses Nr. 76/78, befindet sich das bemerkenswerte Bauwerk des Bethauses der Baptistischen Union, errichtet nach einem Entwurf des Architekten Bohumír Kozák im Jahre 1921.
Der Georg-von-Podiebrad-Platz (náměstí Jiřího z Poděbrad) ist ein beliebter Ort der Begegnungen. Prag 3 organisiert hier regelmäßig Bauernmärkte sowie traditionelle kulturelle sowie gelegentliche Veranstaltungen (Weinlese in Vinohrady, Žižkover Fasching).