Güterbahnhof Žižkov
Standort: Kleiner Park in der Želivský-Straße (ulice Jana Želivského) gegenüber dem Güterbahnhof Žižkov
Der Güterbahnhof Prag-Žižkov ist das größte, erhalten gebliebene, funktionalistische Industriebauwerk in Prag und von seinem außerordentlichen Umfang her die Dominante des Gebietes an der Grenze Žižkovs zu Strašnice. Das Areal ist an der östlichen Seite der Jan-Želivský-Straße (ulice Jana Želivského) am Ende der eingleisigen Güterbahnstrecke, des Anschlusses von Malešice, gelegen, deren Errichtung die Staatsbahnen im Jahre 1928 in Angriff nahmen. Der Žižkover Umschlagplatz sollte das erste Glied eines großzügigen Plans der Umgestaltung des städtischen Eisenbahnknotenpunktes werden, dessen Konzeption Ing. Miroslav Chlumecký erstellte. Die Grundstücke des späteren Bahnhofs einer Gesamtfläche von 330 000 m2 lagen unterhalb des Kamms Židovské pece am Ort des Großgutes Červený Dvůr, des einstigen Gehöfts Direktorka und des benachbarten Hofes Vápenka. Ihr Vorteil war die gute Erreichbarkeit vom Zentrum aus. Die vor allem für den Transport und die Lagerung von Lebensmitteln bestimmten Bahnhofsgebäude einer hohen Kapazität projektierten Dr. Ing. Karel Caivas und Ing. arch. Vladimír Weiss. Dieser außergewöhnliche Verkehrsbau zeichnete sich durch seine einzigartige Lösung aus, bestehend in der Kombination des Hauptgebäudes mit Etagenlagerräumen zu beiden Seiten der Gleisanlage und einer hervorragenden, technischen Ausstattung. An der Realisierung beteiligten sich die bedeutendsten Baufirmen und Industrieunternehmen der Ersten Republik (1918-1938). Die Bauarbeiten wurden im Jahre 1928 eröffnet, im Jahre 1934 war die gesamte Gleisanlage fertig, wobei noch an der Fertigstellung des Verwaltungsgebäudes gearbeitet wurde. Der regelmäßige Betrieb wurde im Jahre 1936 aufgenommen. Die Kapazität der Lagerräume war bald erschöpft, im Jahre 1942 wurden sie daher verlängert, womit der Bahnhof seine definitive Gestalt erlangte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war jedoch seine verkehrstechnische Bedeutung rückläufig, sodass der ordentliche Betrieb im Jahre 2002 offiziell eingestellt wurde, indem die Gültigkeit der Genehmigung für die Einfahrt der Züge in das Areal im Jahre 2010 endete.
In den Jahren 2005-2013 verliefen komplizierte Verhandlung, in deren Ergebnis im März 2013 die Erklärung der Hauptgebäude des Bahnhofs zum Kulturdenkmal stand. Die denkmalgeschützten Objekte bilden ein Ensemble auf U-förmigem Grundriss mit einer langen, an die Linie der Straße Olšanská ulice anknüpfenden Achse. An das dreigeschossige Verwaltungsgebäude mit vorgesetzter Klinkerfassade schmiegen sich zu beiden Seiten der Gleisanlage die beiden Flügel der zweigeschossigen Lagerräume an. Entlang des Erdgeschosses führen überdachte Rampen – von der Innenseite Waggonrampen und von der Außenseite LKW-Rampen. Beide Flügel sind sowohl im Souterrain sowie durch Stahlstege über der Gleisanlage verbunden.
Im Hinblick auf die Bedeutung des Güterbahnhofs für die Versorgung der Stadt wurde im Rahmen des Regulierungsplans der Stadt Prag auch an breite, nach Žižkov und Vinohrady (Weinberge) führende Verkehrswege gedacht. An ihrer Realisierung beteiligte sich finanziell die Verwaltung der Staatsbahnen. Die Direktverbindung, die Straße Olšanská, knüpfte an die Straße Táboritská an, wobei entlang des Bahnhofs die Jan-Želivský-Straße (třída Jana Želivského) entstand. Sie wurde im Jahre 1930 unter der Bezeichnung Mladoňovicova errichtet und im Jahre 1951 nach dem hussitischen Prediger Jan Želivský umbenannt, der ein Vertreter des radikalen Flügels der Hussiten und die führende Persönlichkeit im Rahmen des ersten Prager Fenstersturzes im Jahre 1419 war. Die Länge der Straße beträgt 1350 m. Sie beginnt an der Kreuzung Ohrada, von wo sie nach Süden führt, den elliptischen Baseler Platz (Basilejské náměstí) schneidet, am Güterbahnhof Žižkov vorbei, durch zwei Teile der Friedhöfe Olšany und entlang der westlichen Mauer des Neuen jüdischen Friedhofs verläuft. Sie endet an der Kreuzung bei der Metrostation Želivského, wo sie von Westen nach Osten die Straße Vinohradská kreuzt und direkt über die Kreuzung bereits als Straße Votická ihre Fortsetzung findet.