Kirche St. Prokop und Umgebung
Standort: Ecke des kleinen Parks (Seifertova/Seifert-Straße, Sladkovského náměstí/Sladkovský-Platz)
Die neugotische Kirche des hl. Prokop nimmt beinahe den gesamten Raum des Sladkovský-Platzes (Sladkovského náměstí) ein und ist mit ihrem 73 m hohen Turm eine der Dominanten Žižkovs. Als im Jahre 1879 die Generalinstandsetzung der Pfarrkirche des hl. Rochus in Angriff genommen wurde, entstand der Bedarf würdiger Ersatzräume, da Žižkov bereits mehr als 20 000 Einwohner, überwiegend Katholiken, hatte. Daher wurde im selben Jahre der Verein für die Errichtung einer katholischen Kirche in Žižkov gegründet. Mit Zustimmung des Prager Erzbischofs Friedrich Kardinal Fürst zu Schwarzenberg wurden einstweilen Sonntags- und festliche Messen unter freiem Himmel auf dem Comenius-Platz (Komenského náměstí) vor der Schule zelebriert, ein beständigerer Ort für Gottesdienste wurde später im Haus U Jana Lucemburského (Bei Johann von Luxemburg) in der Štítný-Straße (Štítného ulice) bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung der neuen Kirche eingerichtet. Der Grundstein der Kirche des hl. Prokop wurde am 30. Oktober 1898 am Ort der Kapelle des heiligen Johann von Nepomuk des Weinbaugehöfts Reismonka anlässlich des 50. Jubiläums der Herrschaft des Kaisers Franz Josef I. (weshalb sie auch Jubiläumskirche genannt wird) gelegt und durch Franziskus von Paula Kardinal Graf von Schönborn geweiht. Die Pläne für den Bau der dreischiffigen Kirche erstellten die Architekten Josef Mocker und František Mikš. Der Bau der Kirche dauerte 5 Jahre, im September 1903 wurde die Kirche geweiht. Die Kirche ist über 51 Meter lang und fasst bis zu 2000 Personen. Über dem nördlichen Portal befindet sich ein wertvolles Tympanon mit einem Relief der Madonna mit dem Kinde, welchem der hiesige Schutzheilige, der heilige Prokop, das Modell der Kirche reicht. Über dem westlichen Portal befindet sich eine Statue des hl. Adalbert (Vojtěch), der die Besucher in die Kirche einlädt. Beide Werke stammen aus der Werkstatt von Josef Pekárek, eines Schüler von J. V. Myslbek. Im Innern der Kirche befindet sich ein wertvolles Gemälde des frühbarocken Malers Karel Škréta mit der Bezeichnung Heiliger Wenzel, Verteidiger Prags gegen die Schweden aus dem Jahre 1649. Der Hauptaltar ist neugotisch nach einem Entwurf des Architekten František Mikš. Acht, von bedeutenden tschechischen Adelsfamilien gewidmete Tafelbilder stellen Szenen aus dem Leben des hl. Prokop, des Schutzheiligen der Kirche, dar. Der aus Plänerstein (Opuka) bestehende Predigerstuhl mit einer Granitstiege wurde nach einem Entwurf von František Mikš angefertigt, die Orgel ist ein Werk des Žižkover Orgelbaumeisters Emanuel Štěpán Petr. Die Glasmalereien in den Fenstern entwarf der Maler K. L. Klusáček. Das letzte Fenster im Südschiff wurde erst im Jahre 1992 nach einem Originalentwurf von Cyril Bouda hinzugefügt. Die Szene stellt die Begegnung des Fürsten Oldřich mit dem hl. Prokop in den Wäldern bei Sázava (Sasau) am Ort des Klosters Sázava dar.
Der Sladkovský-Platz (Sladkovského náměstí) wurde bereits in der Zeit seiner Entstehung im Jahre 1890 nach dem Journalisten und Politiker Karel Sladkovský benannt. Früher befand sich in dieser Gegend eines der Weinbaugehöfte, welches nach seinem einstigen Besitzer „Reismonka“ genannt wurde. Die kürzeren Seiten des Platzes sind von Mietshäusern in der Einmündung der Straße Vlkova (im Westen) und der Tschaikowski-Straße (Čajkovského ulice) (im Osten) in die Seifert-Straße (Seifertova ulice) gesäumt, zu welcher der Platz leicht abfällt.
Die gesamte Südseite des Platzes wird durch das mächtige Neurenaissance-Gebäude des Karel-Sladkovský-Gymnasiums, einer der ältesten Mittelschulen in Prag, ursprünglich der k. k. Realschule, gebildet, die auf Kosten der Žižkover Gemeindeamtes in den Jahren 1898–1899 nach Plänen von Jindřich Motejl, dem damaligen Žižkover Stadtingenieur, erbaut wurde. Die k. k. Realschule in Žižkov nahm den Unterricht in den ersten beiden Klassen am 20. September 1897 noch in den provisorischen Räumen des Žižkover Rathauses auf dem Havlíček-Platz (Havlíčkovo náměstí) auf. Im Jahre 1899 wurde das Gebäude auf dem Sladkovský-Platz (Sladkovského náměstí) eröffnet. Der Status der Schule wurde mehrere Male geändert. Lange wirkte hier das vierjährige Gymnasium. Erst im Jahre 1994 kehrte die Schule zum mehrjährigen Regime zurück. Am Gymnasium war unter anderem Antonín Svojsík, der Gründer der ersten Pfadfinderabteilung in Böhmen bzw. der spätere Präsident des Tschechischen Nationalrates im Jahre 1945, Dr. Albert Pražák, tätig. Aufgrund des hohen Niveaus des Unterrichts und der Vielzahl bekannter Absolventen wurde das Gymnasium früher im Volksmund „Žižkover Sorbonne“ genannt. Zu den Absolventen gehörten unter anderem der Schauspieler Jaroslav Marvan, der Mykologe Miroslav Smotlacha, der Bildhauer Olbram Zoubek, der Philosoph Václav Bělohradský, der Schriftsteller und Journalist Ondřej Neff, der Sänger und Komponist Janek Ledecký, die Opernsängerin Dagmar Pecková.
In der unweit gelegenen Straße Bořivojova ulice Nr. 816/ 104 wurde im Jahre 1901 der Dichter und Schriftsteller, der Träger des Nobelpreises für Literatur, Jaroslav Seifert, geboren. Am Geburtshaus ist eine Gedenktafel angebracht. Während seiner Kindheit zog die Familie mehrere Male in Žižkov um, einen Teil seines Mittelschulstudium verbrachte er in der Žižkover Kubelíkova ulice, wo der das k. k. Höhere Gymnasium (die heutige Handelsakademie) besuchte. Über Žižkov erzählt er fesselnd in seinem Buch "Všecky krásy světa“ (Alle Schönheiten der Welt) und an die hier verbrachte Kindheit erinnert er sich im Werk „Hvězdy nad Rajskou zahradou“ (Sterne über dem Garten Eden). Nach dem berühmten Žižkover ist die Grundschule mit der Kindertagesstätte in der Straße Vlkova benannt, in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle Lipanská in Richtung Zentrum befindet sich eine Denkmal des Bildhauers Jan Roith aus dem Jahre 2016. Die aus Gießbeton gefertigte Schleife weist in den Himmel, ergänzt durch einen Vers aus dem Gedicht Prosinec 1920 (Dezember 1920): "To slovo letělo jako pták do sítě hvězd“ (Dieses Wort flog wie ein Vogel in das Netz der Sterne).