Kontraste
Standort: Fibich-Straße (ulice Fibichova), Rand des Parks beim alten jüdischen Friedhof
Der Mahler-Park (Mahlerovy sady) ist ein Ort der Berührungen vergangener Zeiten in Gestalt des unauffälligen Teils des alten jüdischen Friedhofs und der modernen technischen Dominante des Žižkover Fernsehsendeturms.
Der alte jüdischen Friedhof in Žižkov wurde im Jahre 1680 als Pestbegräbnisstätte der Prager jüdischen Gemeinde gegründet. Beisetzungen fanden hier auch in der Zeit der nachfolgenden Pestepidemie im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und regelmäßig in den Jahren von 1787 bis 1890 statt. Zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof größtenteils aufgelöst und in einen Park umgewandelt, den heutigen Mahler-Park (Mahlerovy sady). In der zweiten Hälfte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ein großer Teil des Friedhofs ausgebaggert und im Zusammenhang mit der Errichtung der Fernsehsendeanlage zerstört. Ungeachtet dessen, dass er nicht in der ursprünglichen Gestalt erhalten blieb, ist der Friedhof ein bedeutendes kunstgeschichtliches Denkmal. Ursprünglich wurden hier ungefähr 40 000 Personen bestattet. Der bedeutendste unter ihnen war der Prager Oberrabbiner Ezechiel Landau, auch bekannt als Noda bi-Jehuda (1713-1793), und weitere herausragende jüdische Persönlichkeiten, wie u.a. Landaus Schüler und Mitglied des Rabbinerkollegiums Eleazar Fleckeles (1754-1826), der Arzt Jonas Jeiteles (1735-1806), der Historiker David Podiebrad (1803-1882) und andere. Die repräsentativen Grabmale gehören den ersten jüdischen Unternehmern Joachim Popper (1721-1795), den Angehörigen der Familien Jerusalem, Pribram und Dormitzer. Die Grabsteine repräsentieren die Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts. Den erhaltenen Teil des Friedhofs übernahm im Jahre 1999 das Jüdische Museum in Prag in seine Verwaltung. Nach den unabdingbaren baulichen Maßnahmen und den grundlegenden Restaurierungsarbeiten wurde der Friedhof im September 2001 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gegenwärtig steht er unter der Verwaltung der Jüdischen Gemeinde in Prag.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts stieg der Bedarf eines leistungsfähigen Rundfunk- und Fernsehsignals für Prag. Nach längeren Debatten wurde die jüdische Lokalität ausgewählt, und so wuchs zum Ende der 80er Jahre am Ort des ehemaligen jüdischen Friedhofs eine Fernsehsendeturm empor. Berechnungen ergaben, dass die Antenne zum Zwecke der perfekten Deckung Prags mit dem Signal aus Žižkov eine Mindesthöhe von 200 m über dem Gelände haben muss. Aus diesem Grunde wurde der Žižkover Sendeturm zu einer der Prager Dominanten, wobei es sich zugleich um das höchste Bauwerk (216 m) in der Stadt handelt. Erbaut wurde er in den Jahren 1985-1992 durch das Unternehmen Ingenieur- und Industriebau Ostrava nach einem Entwurf des Architekten Václav Aulický, der Statiker Jiří Kozák und Alex Bém. Die technische Lösung brachte mehrere Neuheiten und sogar auch Patente mit sich. Die aus Stahlbeton bestehende Gründungsplatte eines Durchmessers von 30 m und einer Stärke von 4 m befindet sich in einer Tiefe von 15 m unter der ursprünglichen Oberfläche. Die vertikale Konstruktion besteht aus drei stählernen Hohlzylindern, von denen die beiden Nebenröhren (einer mit der Nottreppe, der andere mit dem Dienstaufzug) einen Durchmesser von 4,8 m haben und gemeinsam eine Höhe von 134 m erreichen. Der Haupttubus (mit zwei Schnellaufzügen) hat einen Durchmesser von 6,4 m und geht in den Antennenaufsatz über, der bis in eine Höhe von 216 Metern reicht. An diese Hohlzylinder sind drei Kabinen mit dem Grundriss in Form eines gleichseitigen Dreiecks gehängt. In einer Höhe von 66 Metern befindet sich das Panorama-Restaurant „Oblaca“, in einer Höhe von 93 Metern die Aussichtskabine mit einer Fernsicht von bis zu 100 km, wobei am höchsten die der Öffentlichkeit nicht zugängliche Kabine mit der Sendetechnik gelegen ist. Bei der Rekonstruktion in den Jahren 2011–2012 entstand unmittelbar über dem Restaurant ein Luxus-Hotelappartement. Vom Antennenaufsatz aus senden die Rundfunk- und Fernsehstationen über sog. digitale Multiplexer. Hier befinden sich die Sender der Mobilfunkbetreiber, wobei hier obendrein die Qualität der Luft in Prag gemessen wird. Im Mai 2000 wurden am Pfeiler zehn kriechende „Babys“ angebracht, ein Werk des Künstlers David Černý. Der Turm und die umliegenden Grundstücke stehen im Eigentum des Unternehmens Tschechische Radiokommunikationen (České Radiokomunikace), welches selbige langfristig für kommerzielle Zwecke vermietete. Die Sendeanlage ruft widersprüchliche Ansichten hervor, nach einer durch den australischen Server VirtualTouris.com veranstalteten Umfrage ist der Žižkover Sendeturm das zweithässlichste Bauwerk der Welt.