Friedhöfe
Standort: Beim hl. Rochus
Die Friedhöfe Olšany (Olšanské hřbitovy) sind das zentrale und größte Friedhofsareal in Prag und mit einer Fläche von mehr als 50 ha die größte Begräbnisstätte in der Tschechischen Republik. Sie bestehen insgesamt aus 12 Friedhöfen, hier befinden sich etwa 25 000 Gruften, fast 200 Kapellengruften, 65 000 Gräber, 20 000 Urnengräber, 6 Kolumbarienmauern und zwei Streuwiesen. Seit ihrem Bestehen wurden hier ungefähr 2 000 000 Verstorbene bestattet. Die Anfänge der Friedhöfe Olšany sind mit jener Pestepidemie verbunden, die Prag im Jahre 1679 ereilte, sodass unmittelbar darauf, im Januar 1680, die Altstädter Prager Gemeinde Grundstücke in einem Teil des alten Dorfes Olšany (Wolschan) zum Zwecke der Errichtung eines Pestfriedhofs kaufte. Die Körper der Verstorbenen wurden in Schächte gelegt, unweit der Kirche des hl. Rochus, einer Filialkirche des römisch-katholischen Pfarrsprengels bei der Kirche des hl. Prokop. Eine weitere Pestseuche in den Jahren 1713-14 machte die Erweiterung des Friedhofs erforderlich. Nach dem Jahre 1786, als Bestattungen innerhalb Prags verboten wurden, erlangte der Friedhof Olšany den Status des zentralen katholischen Friedhofs für die am rechten Ufer der Moldau gelegenen Prager Viertel. Im selben Jahr wurde der ehemalige Pestfriedhof in den ordentlichen I. Friedhof umgewandelt, indem zugleich der neue II. Friedhof angelegt und geweiht wurde. Im 19. Jahrhundert kamen weitere sieben Friedhöfe hinzu und im Mai 1900 wurde anlässlich der Überführung der sterblichen Überreste des slowakischen Wissenschaftlers und Dichters Pavel Josef Šafařík vom aufgelösten evangelischen Friedhof in Karlín der konfessionslose 1. Gemeindefriedhof eröffnet. Die Jan-Želivský-Straße (ulice Jana Želivského) trennt den in der Reihenfolge X. Friedhof, der im Jahre 1910 angeschlossen wurde, und den 2. Gemeindefriedhof, wo im Jahre 1917 die ersten Bestattungen erfolgten. Die Haupteingänge befinden sich in der Vinohradská ulice. Der Eingang beim IV. Friedhof, in der Nähe des Geschäftszentrums Flora, entstand im 19. Jahrhundert, der Haupteingang aus dem Jahre 1928 befindet sich ungefähr in der Mitte, links dahinter der im Jahre 1884 errichtete und im Jahre 1928 umgebaute Mittlere Trauersaal. Der obere Eingang befindet sich nahe der Jan-Želivský-Straße (ulice Jana Želivského), führt zum Trauersaal, der im Jahre 1898 errichtet und im Jahre 1921 durch den Architekten František Nevole zum ersten Prager Krematorium adaptiert wurde und seit dem Jahre 1932 als neuer Trauersaal dient. Auf dem 2. Gemeindefriedhof befindet sich der orthodoxe Friedhof mit der Mariä-Entschlafens-Kirche, erbaut nach einem Entwurf des Architekten Vladimír Brandt und geweiht im Jahre 1925. In der Krypta der Kirche ist der erste Premierminister der Tschechoslowakischen Republik, Dr. Karel Kramář, bestattet. Einen wesentlichen Teil des 2. Gemeindefriedhofs ist die militärische Ehrenbegräbnisstätte aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Die Friedhöfe Olšany sind ein bedeutendes Denkmal mit einem äußerst wertvollen Ensemble bildhauerischer Grabmalkunst und der Grabarchitektur vom Klassizismus bis in die Gegenwart. Mit ihren Werken sind hier I. F. Platzer, F. X. Lederer, V. Prachner, J. Max, J. Malínský, J. V. Myslbek, B. Schnirch, J. Štursa, J. Kotěra, O. Zoubek u.a. vertreten. Unter den hier Bestatteten befinden sich zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen des öffentlichen Lebens, unter anderem die aus Žižkov stammenden Franta Sauer, Jaroslav Ježek, Vertreter der Wissenschaft, der Kultur, der Politik und des Sports.
An den 2. Gemeindefriedhof knüpft der Neue jüdische Friedhof an, der im Jahre 1890 eröffnet wurde, nachdem der Alte jüdische Friedhof in Žižkov in der Fibich-Straße (Fibichova ulice) geschlossen worden war, dessen Teil im heutigen Mahler-Park (Mahlerovy sady) erhalten blieb. Der Trauersaal mit einem würdigen Andachtsraum, das Taharahaus für die Bestattungszeremonien, die Verwaltungs- und Hilfsgebäude sowie die Schutzmauer rund um den Friedhof wurden im Stil der Neurenaissance errichtet. Den Trauersaal entwarf der Architekt Bedřich Münzberger. Zu den meistbesuchten Orten gehört das Grab des Schriftstellers Franz Kafka, bestattet ist hier auch der Schriftsteller Ota Pavel. Auf dem Friedhof finden Beisetzungen bis heute statt, und obwohl die jüdische Tradition die Einäscherung Verstorbener verbietet, hat der Friedhof eine Sondergenehmigung, einen Urnenhain zu betreiben. Diese Möglichkeit wird insbesondere von Mischehen in Anspruch genommen.