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Und dann kam die Stadtsanierung

Standort: Komenského náměstí (Comenius-Platz), Park

Der Regulierungsplan von Karel Hartig aus dem Jahre 1865 teilte das Gebiet von Žižkov in acht kleine Blöcke in einem Schachbrettraster, in dessen Mitte ein Platz abgesteckt wurde, der zu den ältesten in Žižkov gehört, vor dem Jahre 1875 entstand und nach Jana Amos Komenský (Johann Amos Comenius) benannt wurde. Er hat eine rechteckige Gestalt, die von vier Straßen begrenzt wird, von Süden durch die Straße Jeseniova (Jessenius-Straße), von Westen durch die Straße Českobratrská, von Norden durch die Straße Roháčova und von Osten durch die Straße Blahoslavova. Mit dem Zustrom der Einwohner Žižkovs nach der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg auch die Anzahl der schulpflichtigen Kinder, sodass die Kapazitäten der bestehenden Unterrichtsräume bald erschöpft waren. In dieser Situation gab der Verein Občanská beseda (Bürger-Vereinshaus) in Žižkov, an dessen Spitze Karel Hartig stand, im Oktober 1871 die Anregung zur Konstituierung eines Vorbereitungskomitees zur Errichtung einer Schule in Žižkov. Im Jahre 1872 wurden nach seinem Plan die Bauarbeiten in Angriff genommen.  Unter Hartigs Leitung wurde die linke Hälfte des Gebäudes mit einem mittleren, durch eine Attika abgeschlossenen   Risalit und dem Seitenflügel in die Straße Blahoslavova errichtet. Über der Attika wurde ein Türmchen mit einer Uhr errichtet, in welchem eine Glocke installiert wurde, und zwar mit der vielsagenden Inschrift:   „Zur Feier des hl. Wenzel, des Beschützers des tschechischen Volkes, A. D. 1873 im achten Jahre nach der Gründung Žižkovs der ersten Schule von den Žižkover Bürgern gewidmet“. An der Stirnseite über dem Eingang wurden die Büste des J. A. Comenius vom Žižkover Bildhauer František Heidelberg und die Inschrift Občanský dům (Bürgerhaus) eingesetzt.  Das zweigeschossige Gebäude im Stil der Neurenaissance wurde in seiner heutigen Gestalt im Jahre 1881 fertiggestellt. Die Fläche des Platzes erhielt später eine Parkgestaltung und wurde durch den öffentlichen Brunnen mit einer Pumpe ergänzt. Der Platz und seine Umgebung fielen einhundert Jahre später den Žižkover Stadtsanierungsarbeiten zum Opfer, die in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zwischen den Straßen Koněvova und Jeseniova, Chlumova im Westen, der Prokopova im Südwesten und der Straße Budovcova im Osten verliefen. Im Jahre 1978 mussten die Schüler die Schule verlassen, indem diese zunehmend als Basis und Unterkunft jenen Arbeitern diente, die mit dem Abriss des alten Žižkov begannen. Die Schule selbst sollte zuletzt abgerissen werden. Für ihre Rettung kämpften nicht nur die Einwohner Žižkovs, sondern auch der sog. Club für das alte Prag, sodass es nach hartem Kampf mit dem damaligen Regime gelang, die Schule zu retten.  Heute dient sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck, ist der Sitz des Gymnasiums und der Musikschule der Hauptstadt Prag. Dutzende Mietshäuser des alten Žižkov hatten leider kein solches Glück. Der Massenabriss und der Umbau Žižkovs sollten als Großprojekt der Partei ein Beispiel des modernen, sozialistischen Herangehens an die Wohnkultur sein.  Als offizielle Gründe derart umfangreicher Eingriffe in die historische Bebauung wurden die geringe Qualität des Wohnens, der schlechte technische Zustand der Objekte, die fehlende Gasleitung u. Ä. angeführt. Der Plan des radikalen und in den meisten Fällen unnützen Umbaus Žižkovs stieß bei den hiesigen Einwohnern auf Unverständnis. Insbesondere die älteren Bürger fanden sich mit dem Verlassen ihres heimatlichen Viertels, seiner drastischen Umgestaltung und dem drohenden Umzug in eine Plattenbausiedlung nur schwer ab. Gegen die fortschreitenden Sanierungsarbeiten stellte sich zur Neige der 80er Jahre eine Gruppe junger Architekten, die in Form von Zeitungsartikeln und Flyern gegen die drastische und unnütze Zerstörung des historisch wertvollen Teils Prags protestierten.  Auf die gegenständliche Problematik verwies der Dokumentarfilm „Das Antlitz Žižkovs“ (Tvář Žižkova), gedreht von Studenten der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste (FAMU) im Jahre 1989. Nach den politischen Umwälzungen im November 1989 und der Änderung des Regimes wurden die Abrissarbeiten eingestellt, sodass heute das Gebäude der Schule aus dem 19. Jahrhundert auf dem Comenius-Platz (Komenského náměstí), umgeben von Plattenbauten, als Memento der unvollendeten Stadtsanierung steht. 

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