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Der Alte jüdische Friedhof

Auf der nördlichen Seite des heutigen Mahler-Parks (Mahlerovy sady) blie­b ein Teil des Alten jüdischen Friedhofs erhalten. Die Jüdische Gemeinde wurde in Žižkov im Jahre 1893 gegründet. Im Mai 1894 wurde durch den Stadtrat Hynek Alois Če­řovský die Baugenehmigung zur Errichtung des Hauses in der Karlsstraße 38 (Karlova ulice, heute Seifertova) erteilt, der Bauherr war Josef Filipovský. Noch vor Baubeginn schloss der Bauherr eine Vereinbarung mit der jüdischen Gemeinde, die ihn um die „Errichtung eines Seitenraums zur Abhaltung von Gottesdiensten im ersten Stock“ ersucht hatte. Die Gebetsstätte war von Anbeginn Bestandteil des Bauplans des Hauses. Der erste Mietvertrag ist mit dem 9. Dezember 1894 für eine Dauer von zehn Jahren datiert. Bestandteil der Synagoge war eine Wohnung für den Schammes, den Sy­nagogendiener, und ein kleinerer Raum der sog. Wintergebetsstätte. Die jüdische Gebetsstätte blieb der Religionsgemeinde bis zum Zweiten Weltkrieg.

Das Mietverhältnis für den Gebetsraum der jüdischen Gemeinde endete am 31. Dezember 1949. Ursprünglich bereits im September 1906 konstituierte sich der Verein für die Errichtung der Synagoge der Is­raelitischen Religionsgemeinde in Žižkov, doch seine Tätigkeit musste er erzwungen im Juni 1948 einstellen. Der Traum vom Bau einer eigenen Synagoge in Žiž­kov zerrann.

An die Jüdische Gemeinde erinnern in Žižkov gleich zwei jüdische Friedhöfe, von denen er neuere zugleich der grö­ßte seiner Art auf dem Gebiet der Tschechischen Republik ist. Der Alte jüdische Friedhof in der Fibich-Straße (Fibichova ulice) wurde im Jahre 1680 als Pestbestattungsstätte der Prager jüdischen Gemeinde gegründet, seinem Zweck diente er jedoch bis zum Jahre 1890. Insgesamt fanden hier an die 40.000 Personen ihre letzte Ruhestätte. Die ursprüngliche Fläche des Fried­hofs war im Vergleich zur jetzigen größer, sie reichte bis an Orte des heutigen Mahler-Parks. Zum Teil wurde er während der Errichtung der Žižkover Sendeanlage in den Jahren 1985 bis 1992 zerstört. Den erhalten geblieben Teil übernahm zur Pflege das Jüdische Museum in Prag im Jahre 1999, im Jahre 2001 wurde er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, derzeit steht er unter der Verwaltung der Jüdischen Gemeinde in Prag. Zu finden sind hier Grabsteine aus der Zeit des Barocks, im Empire-Stil sowie Steine und Stelen, die in histo­risierendem Stil geschmückt sind. Das meistbesuchte Grab ist die Ruhestätte des Prager Oberrabbiners Ezechiel Landau (Noda bi-Jehuda), der in den Jahren 1713 bis 1793 lebte.

Auf dem Alten jüdischen Friedhof im Mahler-Park wurden die Bestattungen im Jahre 1890 beendet und zugleich wurde feierlich der Neue jüdische Friedhof auf den Wolschaner Friedhöfen (Olšanské hřbitovy) eröffnet. Autor des Komplexes des neuen Friedhofs war Bedřich Münzberger, u.a. der Autor Industriepalastes auf dem Prager Ausstellungsgelände. In den 20er Jahren wurde der Friedhof erweitert und in den 30er Jahren kam der Urnenfriedhof mit eigenem Trauersaal in funktionalistischem Stil aus den Jahren 1932-1933 hinzu, den L. Ehrmann, Autor des Um­baus der Smíchover Synagoge, projektierte. Heute handelt es sich um den größten jüdischen Friedhof auf dem Territorium der Tschechischen Republik mit einer Fläche von 101.430 m2, seit dem Jahre 1958 ist er darüber hinaus als Kulturdenkmal geschützt. Der erste Trauersaal wurde im Stil der Neurenaissance in den Jahren 1891-1893 errichtet, dahinter entstand bald darauf das Gebäude „Bet Tahara“ (Haus der Waschung für Bestattungszwecke)  mit einer Totenkammer in neoklassizistischem Stil. Beim östlichen Giebel des Saal befindet sich ein „Kijor“ (Waschbecken) zur rituellen Reinigung der Hände beim Ver­lassen des Friedhofs, der gemeinsam mit der Wasserleitung im Jahre 1935 geschaffen wurde. Der Neue jüdische Friedhof diente in erster Linie als Begräbnisstätte der Prager jüdischen Gemeinde in Josefov, jedoch wurde er auch zunehmend der Hauptfriedhof der Glaubensgenossen aus der anderen größten jüdischen Gemeinde in Vinohrady (Weingärten) und aus den jü­dischen Gemeinden von Žižkov, Karlín, Michle, Nusle, Bra­ník u.a. Auf dem Friedhof ruhen Franz Kafka, Max Brod, Arnošt Lustig, Jiří Orten, Ota Pavel und viele andere.. Wir fin­den hier jedoch auch das Denkmal der im Ersten Weltkrieg gefallenen, jüdischen Soldaten, welches im Jahre 1927 errichtet wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auf dem Friedhof zahlreiche, künstlerisch wert­volle Grabsteine errichtet, zu deren Autoren bekannte Bildhauer und Architekten gehörten – Jan Kotěra, sein Schüler Paul Albert Ko­petzky, Antonín Balšánek, Josef Zasch oder Leopold Ehrmann.

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