Die Fliedermühle - Bezovka
Eine nicht zu übersehende Dominante der endenden Prokop-Straße war das Gebäude Bezovka. Das ursprüngliche Gehöft und die einstige Mühle mit einem Ausflugsgasthaus wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in prunkvollem Stil umgebaut und wurde zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum Žižkovs. Hier wurden Tanzvergnügen, Bälle und Maskenbälle veranstaltet, ebenso diente die Einrichtung als Turnhalle für den Arbeiterturnverein. In der Fliedermühle (Bezovka) fanden darüber hinaus Vereinsversammlungen statt und ihre Räumlichkeiten wurden obendrein für Ausstellungen und Filmvorführungen genutzt. Im März 1904 präsentierte sich hier das erste Kino in Žižkov, welches der Pionier der tschechischen Kinematographie Dismas Šlambor, mit dem Künstlernamen Viktor Ponrepo, betrieb. Im Sommer fanden die Filmvorführungen auch im Garten der Fliedermühle-Bezovka statt.
Die damalige Presse wusste zu berichten, dass eine Jury am 4. Juni 1909 über die Entwürfe für den Umbau der Fliedermühle/Bezovka entschied. Unter den 17 Entwürfen erhielten den ersten Preis der Landesingenieur Jan Bažant und der Architekt Antonín Papež, den zweiten der Ingenieur Josef Šejn und der Architekt Vladimír Zakrejs. Die Pläne für die Errichtung des Gemeinschaftshauses in Žižkov (in der Fliedermühle) wurden der Allgemeinheit ab dem 27. Juni 1910 im Žižkover Rathaus vorgestellt. Die Pläne erarbeiteten Fr. Cuc und Beneš Pešina aus Žižkov, Vojtěch Pikl und Václav Vejrych aus Vinohrady, die Gebrüder V. und F. Kavalír aus Prag und der Brünner Architekt Jar. Syřiště.
Die Fliedermühle Bezovka lebte durch das gesellschaftliche und politische Geschehen in jedweder Hinsicht: am Freitag, dem 26. Dezember 1884 wurde in der Fliedermühle zugunsten des Fonds für die Errichtung des Žižka-Denkmals das neue Theaterstück Jan Žižka von Trocnov aufgeführt, das Faschingsvergnügen des Žižkover Sokol-Vereins wurde dort am 16. Januar 1886 veranstaltet. Am 22. Juni 1887 besuchten die Fliedermühle/Bezovka amerikanische Sokol-Anhänger und unterstützten das Bemühen, zu Ehren Jan Žižkas ein würdiges Denkmal zu erbauen. Ihre Sammlung brachte 135 Gulden ein. Am 19. Februar 1891 fand in der Fliedermühle eine Wahlversammlung der Freisinnigen Nationalpartei in Žižkov statt, am 14. Juni 1891 veranstaltete der Handwerks- und Gewerbeverein anlässlich des 10. Jahrestages seines Bestehens ein patriotisches Fest in Žižkov und am 15. August 1891 war ein Höhepunkt das Fest der Fahnenweihe der Zunft der Fleischer, Selcher und Fleischhändler für den Bezirk Královské Vinohrady (Königliche Weingärten), somit auch für Žižkov. Die Teilnehmer des großartigen Festes fanden sich bereits am Vorabend in der Fliedermühle ein. Am Tage der Festveranstaltung kleideten sich Žižkov und auch Vinohrady in ein festliches Gewand, wobei auf dem Veitsberg (Vítkov) erneut die improvisierte Statue des Jan Žižka aufgestellt und beleuchtet wurde. Der Wohltätigkeits- und Vergnügungsverein Žižkovan veranstaltete am 5. November 1892 in der Fliedermühle/Bezovka ein Promenadenkonzert mit einem Tanzkränzchen zugunsten des Weihnachtbaums der armen Jugend. Im Ergebnis dieser Unterhaltungsveranstaltung betrug der Erlös 150 Gulden. Im Großgasthaus Fliedermühle/Bezovka fand darüber hinaus die Wahl des Ausschusses der jüdischen Religionsgemeinde in Žižkov statt, und zwar am 25. Februar 1894. Im Mai des Jahres 1931 feierte die Stadt Žižkov ihr 50. Jubiläum. Am 29. April 1936 war die Fliedermühle Austragungsort des ersten Boxwettkampfes. Das Gasthaus wurde jedoch im selben Jahr aufgrund der Verlängerung der Prokop-Straße in Richtung Wolschan (Olšany) abgerissen.